Diese Webseite nutzt technisch notwendige Cookies, um bestmögliche Funktionalität bieten zu können.
Weitere Informationen

Hilfsnavigation

Logo EMR

Inhalt

Überblick über die Ötztaler Alpen


Learning Points
 
  • Das Ötztalkristallin ist eine Kristallinscholle, die als Decke das Penninikum überfuhr und in mehreren Phasen metamorph überprägt wurde.
  • Schlingentektonik, Bezeichnung für Falten mit steil bis seiger stehenden Faltenachsen.
 

Die Ötztaler (& Stubaier) Alpen sind neben den Hohen Tauern das größte zusammenhängende Gebiet mit Gipfeln >3000m in Österreich. Es werden Höhen von 3500m bis 3800m erreicht. Die Ötztaler Alpen sind Teil der westlichen Zentralalpen und liegen östlich des Inns. 

Das Ötztalkristallin gehört zum austroalpinen Grundgebirge. Es ist eine große allochthone Kristallinscholle, welche mehrere Metamorphosen erlebt hat.

Das Gebiet grenzt sich im Norden durch das Inntal zu den nördlichen Kalkalpen ab; im Osten stellt die Brennerlinie die Grenze des Gebietes dar. Die Brennerfurche grenzt die Ötztaler Alpen dabei nördlich durch eine Mylonitzone von den Innsbrucker Quarzphylliten ab, weiter südlich trennt die Furche das Ötztalkristallin vom Tauernfenster ab. Das Engadiner Fenster im Westen trennt die Ötztaler Alpen von dem verwandten Silvretta Kristallin ab. Die südliche geologische Grenze ist nicht klar ersichtlich. Die Wurzel des Kristallins reicht bis an die periadriatische Naht. Geografisch lassen sich die Ötztaler Alpen südlich im Etschtal begrenzen (Purtscheller 1971, Schmidt 1976, Frank 1987, Bauer 1980).

Tektonik 
Wie bereits erwähnt handelt es sich bei dem Ötztalkristallin um eine allochthone Kristallinscholle. Deutliche Hinweise auf die Deckentektonik liefert das Engadiner Fenster im Westen und das Tauern Fenster im Osten. In diesen tektonischen Fenstern ist das Penninikum aufgeschlossen, die Ötztaler Scholle hat die penninischen Gesteine von S nach N überfahren. Im Unterschied zum verwandten Silvretta Kristallin, liegt das Ötztal Kristallin nicht vollständig auf jüngeren Schichten auf. Eine vollständige Entwurzelung des Kristallins fand also nicht statt (Frank 1987, Schmidt 1976). 

Es lassen sich 4 Hauptdeformationsphasen der Ötztaler Alpen identifizieren, wobei die ersten beiden wahrscheinlich prä-alpin sind und für die Hauptfoliation (z.B. Schieferung) verantwortlich sind (Gregnanin 1995).

Im Norden des Gebietes sind Faltungen zu erkennen mit flach einfallenden Faltenachsen und EW Streichen. Im Süden ändert sich die Faltengeometrie deutlich zu steil bis seiger stehenden Faltenachsen und auch die Streichrichtungen variieren. Diese Faltung hat in der Geschichte einen Eigennamen erhalten, die sogenannte Schlingentektonik (Abb.1).
Picture_1564 - Alpenexkursion2011_Schlingen_sketch.jpg
Abb.1: Skizze der Schlingentektonik (Schmidt & Thomé)

Diese Falten sind selbst auf der geologischen Karte (Abb.2) gut erkennbar. So ist z.B. der südliche Teil des Schneebergzuges in diesen Bau involviert: der südliche Teil biegt sich um eine 80° steile Achse (Schmidt 1964). Im Rahmen  der Alpenexkursion 2011 verbrachten wir 4 Tage am Schneeberg.

Picture_1565 - Alpenexkursion2011_OetztalerAlpen.jpg
Abb.2:Geologische Übersichtskarte der Ötztaler Alpen (Kaindl 1999)

Gesteine
Die Hauptmasse des Ötztalkristallins besteht aus Schiefergneistypen (z.B. Biotit-Plagioklasgneise), welche aus Grauwacken- und Tonschieferserien entstanden sind. Weitere wichtige Gesteine sind Glimmerschiefer, z.B. Granatglimmerschiefer. Im Gegensatz zu dem Silvrettakristallin, in dem Amphibolite im gesamten Kristallin zu finden sind, treten Amphibolite im zentralen Ötztalkristallin im Verband auf, d.h. sie sind nicht über das gesamte Kristallin verteilt sondern treten an bestimmten Lokalitäten auf (Purtscheller 1971).

Brennermesozoikum
Entlang der zuvor erwähnten Brennerfurche blieb eine primäre Sedimentbedeckung erhalten, im Gebiet um Kalkkögle, Serles und Tribulaun. Die mesozoischen Sedimente heben sich morphologisch stark von ihrer Umgebung – dem Altkristallin – ab. Neben verschiedenen Basisgesteinen sind der ca. 400m mächtige „untere Dolomit“, der darauf folgende etwa doppelt so mächtige „obere Dolomit“ und der darüber liegende metamorphe Kalkkomplex charakteristisch für dieses Gebiet. Das Brennermesozoikum unterscheidet sich nicht sehr von den nördlichen und südlichen Kalkalpen.  Der ebengenannte metamorphe Kalkkomplex wird von der Blaser Decke überlagert, einem nicht metamorphen, aber tektonisch beanspruchten Bereich mit Hauptdolomit als Hauptmasse. Die Steinacher Decken liegen über dem Brennermesozoikum und teilweise über der Blaser Decke, mit welcher sie intensiv verschuppt sind. Diese besteht aus Quarzphyillit. Im Hangenden sind Quarzkonglomerate mit Steinkohleflözen zu finden. Das Alter ist somit karbonisch (Schmidt 1976, Frank 1987, Bauer 1980).

Schneebergzug
Die Gesteine des Schneebergzuges unterscheiden sich deutlich von denen des umgebenden Kristallins. Es ist eine buntere Gesteinsfolge hauptsächlich aus Granatglimmerschiefern, Hornblendengarbenschiefern, Kalkglimmerschiefern und Marmoren. An Randzonen treten auch Quarzite auf. Diese Gesteine stellen die letzten Überreste paläozoischer Sedimente dar, welche in nach Süden überkippten synklinalen Strukturen liegen und metamorph überprägt worden sind. Dieses Gebiet ist interessant für Mineraliensammler wegen der z.B. enthaltenen Granatkristalle.

Die Laas Serie beinhaltet Marmore, die sich auf der Südflanke des Schneeberzuges befinden (Schmidt 1976, Frank 1987, Bauer 1980).

Metamorphose 
Die Metamorphose der Ötztaler Alpen ist einizgartig. Normalerweise werden die prä-alpinen Metamorphosen in den Alpen von der alpinen Metamorphose deutlich überprägt. Abgesehen von der Überschiebungstektonik ist die alpine Metamorphose eher von sekundärem Charakter, d.h. sie hat nur schwache Auswirkungen auf den kristallinen Block. Dies erlaubt es, die prä-alpinen Metamorphosen zu studieren. Der überwiegende Teil des Altkristallins besteht aus Metamorphiten der Amphibolitfazies.

Die Paragneise dürften eine erste metamorphe (hoch Temperatur) Überprägung von kaledonischem Alter erfahren haben, zurückzuführen auf Zirkonfunde. Der Winnebachmigmatit fällt wahrscheinlich in dieses Alter, in der er eine teilweise Aufschmelzung erfuhr. 

Regionale Metamorphose, Hauptgefügeprägung und wahrscheinlich auch die Schlingentektonik sind variszischen Alters (390-270 Ma). Diese Prozesse stellen die dominante metamorphe Phase dar. Bei der ersten Phase der variszischen Metamorphose handelt es sich um eine Hochdruck-Metamorphose der Amphibolit- bis Ekoglitfazies (lokal). Klimax der Metamorphose wird bei 360 – 350 Ma und 700 – 750°C bei 27 kbar angenommen und fällt in die Ekoglitfazies. Während der Exhumierung (Druckabnahme) fand eine Umwandlung der Ekoglite zu Amphiboliten statt. Außerdem bildet sich bei diesem retrograden Pfad der Metamorphose eine charakteristische Mineralzonierung der Al2SiO5 Minerale aufgrund unterschiedlicher p-T-Bereiche. Disthen reagiert zu Sillimanit und Andalusit, wodurch eine Disthen-, Sillimanit- und Andalusitzone ausgewiesen werden kann (vgl. Abb. 2). Purtscheller beschrieb dies als Wärmedom (Frank et al, 1987).

Interessant ist die Zunahme der alpinen Metamorphose im Brennermesozoikum von schwacher Grünschieferfazies im Norden zu Amphibolitfazies im Süden. Radiometrische Bestimmung zeigen das gleiche Alter wie das der Schneeberg Kristallisation vor ca. 80 Mio. Jahren.
Überprägung von prä-alpiner durch alpine Metamorphose ist durch die Schneeberg Kristallisation belegt, welche jedoch eher im Südosten des Ötztal Kristallins zu finden ist. Wie bereits erwähnt ist diese Überprägung im NW nicht ausgeprägt und nimmt graduell Richtung SE zu. Indiz für die Zunahme ist Chloritneubildung im mittleren Teil der Ötztaler Decke. Im SE Teil ist neu gebildeter Staurolith zu finden (vgl. Abb. 2). Die höchsten alpinen metamorphen Temperaturen wurden südlich des Schneebergzuges erreicht, belegt durch Granat, Staurolith und Kyanit Wachstum. Vor ca. 90 Ma wurden die maximalen Bedingungen von 600°C und Drücken von 6-7 kbar erreicht. Auch Glimmer deuten auf die Zunahme der Metamorphose von NW nach SE hin: Nördliche herzynische Glimmer haben ihr Alter „behalten“ und wurden demnach nur schwach von der alpinen Metamorphose erfasst. Weiter südlich wurden diese jedoch überprägt und durch Verlust von radiogenem Sr bedingt durch alpine Überprägung „verjüngt“ (Schmidt 1976, Frank 1987, Bauer 1980, Purtscheller 1971, Gregnanin 1995).


Literaturverzeichnis

 


Abschlußinformationen