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helvetische Decken


Learning Points
 
  • Helvetikum bezeichnet den mesozoischen Faziesraum: Europäischer Kontinentalschelf der Tethys.
  • Die Decken wurden entlang basaler Überschiebungshorizonte mehrere 10er km nach Norden überschoben.
  • Die helvetischen Decken bilden einen Falten- und Überschiebungsgürtel (fold-and-thrust belt), der sich aus Überschiebungsdecken und Faltendecken zusammensetzt.
  • Die Hebung der Kristallinmassive fand erst nach der Deckenüberschiebung statt.
Helvetische Decken
 
Die helvetischen Decken setzten sich aus allochtonen Sedimenten zusammen, die ursprünglich im mesozoischen Faziesraum des Helvetikums abgelagert worden sind. Im Miozän während der 5. Phase der alpinen Orogenese wurden die Sedimentpakete von ihrem ursprünglichen Untergrund abgeschert und sind entlang basaler Überschiebungshorizonte mehrere 10er km nach Norden überschoben worden. 

Die Lage der helvetischen Zone in den Alpen kann der tektonischen Karte entnommen werden. Abbildung 1 zeigt ihren heutigen Aufbau. Die basalen Überschiebungen sind von West nach Ost die Diablerets-, die Gellihorn-, die Axen- und die Glarner-Überschiebung. Am Nordrand des Helvetikums liegen die obere helvetische Decken: Wildhorn-, Drusberg- und Säntis-Decke. Bei unserer Exkursion haben wir den Aufschluss der Säntis-Decke am Säntis, einem Berg im Appenzellerland in der Schweiz betrachtet, wo die Faltenstrukturen der Decke deutlich zu erkennen sind. Außerdem haben wir den imposanten Aufschluss der Glarner-Überschiebung in Flims besucht. Im Südwesten liegen noch die Doldenhorn-Decke und die Morcles-Decke.

Die helvetischen Decken werden im Süden von den penninischen und austroalpinen Decken überlagert. Im Norden überfahren sie die Sedimente des Molassebeckens. Sie wurden über das kristalline Basement, das prä-varistzischen Ursprungs ist, und dessen autochtone mesozoisch bis tertiäre Sedimentbedeckung geschoben. Dieser Untergrund wird als infrahelvetischer Komplex bezeichnet, der aufgrund der Deckenüberschiebung duktile Basement-Falten ausgebildet hat. Außerdem überlagern die Überschiebungsdecken die Kristallinmassive, die sich entgegen früherer Theorien erst nach der Deckenüberschiebung gehoben haben. Denn Spaltspurendaten ergeben ein junges Alter der Hebung der Massive. Eine frühere Theorie war, dass sich die Decken ähnlich einem Gletscher als duktil verformbare Körper über die bereits herausgehobenen Massive geschoben hätten (z.B. Pfiffner 2010). 

Der mesozoische Faziesraum des Helvetikums lag am europäischen Kontinentalshelf bzw. Kontinentalrand der Tethys. Somit bildet das Helvetikum den nördlichsten Ablagerungsraum der Alpen. Die Sedimente des Helvetikums sind hauptsächlich karbonatische Schelf-Abfolgen. Die oberen helvetischen Decken bestehen aus kretazischen bis jurassischen Sedimenten dieser Fazies, wohingegen die unteren helvetische Decken nur teilweise kretazische Sedimente aufweisen. Sie setzten sich hauptsächlich aus triassischen und jurassischen Sedimenten zusammen. In der Glarnerdecke sind zudem auch permische Sedimente (Verrucano) zu finden. Diese unterschiedliche heutige Zusammensetzung der Decken ist bedingt durch die räumliche Verteilung der helvetischen Ablagerungsräume und Sedimente über die Zeit.   

Als Folge der Tektonik bilden die Helvetischen Decken heute einen Falten- und Überschiebungsgürtel (fold-and-thrust belt), der sich aus Überschiebungsdecken und Faltendecken zusammensetzt (siehe Abb. 2). Die verschiedenen Deckenkomplexe zeigen lateral entlang des Streichens große Unterschiede in ihrem strukturellen Aufbau. Diese sind bedingt durch die Unterschiede im lithologischen Aufbau, die wiederum Unterschiede in den mechanischen Stärke-Kontrasten und den relativen Mächtigkeiten der verschiedenen Schichten verursachen (Pfiffner 1993). Repräsentative Profilschnitte durch die helvetische Zone, die die Deckenstrukturen detailliert darstellen, finden sich in Pfiffner (1993). Weitere Informationen über die Deckengeometrie liefert Escher et al. (1993) und ein tektonisches Modell der helvetischen Decken wird von Dietrich & Casey (1989) diskutiert.
 
Picture_1477 - Alpenexkursion2011_Abb_Helvetische_Decken_Bruckmann
Abb. 1: Übersicht der helvetischen Decken und ihrer basalen Überschiebungen (aus Pfiffner 1993)

 
Picture_1475 - Alpenexkursion2011_Abb_Decken_Bruckmann
Abb. 2: Schematische Darstellung der Entstehung und Unterschiede von Überschiebungsdecken und Faltendecken.



Literaturverzeichnis

 


Abschlußinformationen