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Aarmassiv und Gotthard


Learning Points
 
  • Gotthard- und Aarmassiv sind prätriadische kristalline Grundgebirgskomplexe.
  • Der Aufbau und die Entstehungsgeschichte der Massive hängen mit den  drei Gebirgsbildungen (kaledonische, variszische und alpine) zusammen.
  • Granitische Komplexe der Massive haben ein gut eingegrenztes Alter zwischen 333 und 295 Ma (Karbon).
  • Der Gotthard-Basistunnel ist der längste Eisenbahntunnel der Welt und wird voraussichtlich Ende 2016 in Betrieb genommen.
 
Unter einem „Massiv“ oder „Zentralmassiv“ versteht man in der Alpengeologie einen Komplex prätriadischen, kristallinen Grundgebirges, der unter tektonischer und metamorpher Überprägung, aber ohne wesentlichen lateralen Transport in das alpidische Orogen eingegliedert worden ist. 
Die  Zentralmassive der Westschweiz sind das Aarmassiv und das Gotthardmassiv.
Zwischen Aar- und Gotthardmassiv schieben sich kleinere Kristallinschuppen, die als Tavetscher Zwischenmassiv und als Gomser Zwischenmassiv bezeichnet werden.
 
Eine Zwischenstellung zwischen Massiv und Decke nehmen nach Ansicht vieler Autoren auch das zentrale südliche Gotthardmassiv und die angrenzende Locomagno-Masse ein. (Labhart Toni, 1977)

Massive werden in drei Teile untergliedert:
 
A. Altkristallin bestehend aus Gneisen und Schiefern aller Art, mit häufigen Einlagerungen von Amphibolit und Serpentinit. Sie sind die erdgeschichtlich ältesten, durchwegs polymetamorphen Gesteine der Massive. (Labhart, 1999)
 
B. Granitische Komplexe in Form rundlicher Stöcke, oder aber NE-SW langgestreckter Platten  mit Oberflächen von 10 bis über 500 km²  und steilstehenden Kontakten. Sie durchbrechen das Altkristallin und haben ein gut eingegrenztes Alter zwischen 333 und 295 Ma (Karbon).
 
C. Mesozoische Sedimente: Sie sind im Zeitraum zwischen Trias und Alttertiär im helvetischen Schelf über dem Kristallin abgelagert worden.
 
1. Aar Massiv
 
Das Aarmassiv ist mit rund 2000 km2 das größte schweizerische Zentralmassiv. 120 km lang und maximal 35 km breit, liegt es nördlich der Rhein-Rhone-Linie. 

Im  Westen taucht es zwischen Lötschental und Dalatal axial unter die helvetischen Sedimente. Im Osten verschwindet es unter den Glarnerdecken und ist von der Erosion in zwei Fenstern (Limmern und Vättis) weiter östlich noch einmal freigelegt.  Im Nordwesten und Norden taucht das Kristallin unter Winkeln von 20°  bis 45° unter die autochthonen helvetischen Sedimente ab.( Labhart Toni, 1977) 
 
Das ganze Massiv liegt in einer Hochgebirgsregion: Die Berner Hochalpen und Teile der Walliser, Urner, Bündner und Glarner Alpen bestehen aus aarmassivischem Kristallin.  
Mehr als ein Drittel des Aarmassiv wird von magmatischen (plutonischen und Vulkano-Srdimentären) Gesteinen variszischen Alters eingenommen. (Labhart Toni, 1977)
 
Das Aarmassiv besteht aus folgenden großen Bauelementen (Labhart, 1999) :
 
1.1 Das Altkristallin des Aarmassivs ist ein ausgedehnter Komplex hochmetamorpher, oft migmatischer Gneise mit Einlagerungen von Metabasiten. 
Die Ersfeldergneiszone im Norden des Massivs ist ein über 50 Kilometer langer Komplex   heller, oft migmatischer, über weite Strecken ziemlich ähnlich ausgebildeter Biotit-Plagioklasgneise.  Eingelagart sind Shollen oder Züge von Marmor, Kalksilikatfels, Quarzit und Amphibolit sowie einige ultrabasische Linsen. 
1.2 Das Innertkirchner-Lauterbrunner-Kristallin ist 60 km langer Komplex eines cordieritreichen Niederdruck-Schollenmigmants mit granodioritischer Matrix. 
Die Grenze zwischen die Ersfeldergneiszone und das Innertkirchner-Lauterbrunner-Kristallin wird heute fast durchwegs durch eine varizisch angelegte und alpin reaktivierte Bruchlinie gebildet. Beide Komplexe werden am Aarmassiv- Nordrand über weite Strecken an einer permischen Verwitterungschicht durch die autochthone Trias überlagert. 
1.3 Die Nördliche Amphibolitzone ist nur 2-4 km breit und reicht über rund 100 km vom Lötschental bis in das Maderanertal. Sie enthält metasedimentäre Gneise mit einem hohen Anteil an Amphiboliten.

2. Gotthardmassiv


Das Gotthardmassiv liegt im Süden des Aarmassivs und zeichnet dessen nach Nordwesten zum Außenrand des Alpenbogens gerichtete Bogenform nach. Die größte Längserstreckung  beträgt (zwischen Greiols im Oberwallis und dem Piz Mundaun südwestlich Ilanz) ungefähr 80 Kilometer.  Die Breite erreicht maximal 12 Kilometer mit einer Gesamtfläche von 580 km2.
 
Im Nordwesten und im Norden grenzt das Massiv, mit steilem, alpintektonisch überarbeitetem Kontakt, an die Sedimente der Urserenzone. Südlich des Kristallins liegen zunächst alpinmetamorphe mesozoische Sedimente (gotthardmassivisches Mesozoikum und penninische Bündnerschiefer) und daran anschließend das Kristallin der tieferen penninischen Decken. (Labhart Toni, 1977)
 
Im Gegensatz zum Aarmassiv ist das Gotthardmassiv keine klassische Hochgebirgsregion. Seine Bergformen erwecken den Eindruck eines morphologisch älteren und reiferen Reliefs. (Labhart Toni, 1977)
 
Das Gotthardmassiv besteht aus folgenden Bauelementen:
  • Das vorhercynische, polymetamorphe Altkristallin, bestehend aus Paragneisen, Orthogneisen und Mischgneisen (z.T. Migmatiten)
  • Die hercynischen Eruptiva 
  • Die mesozoische Sedimentbedeckung des Gotthardmassivs

3. Gotthard-Tunnel
 
Der Ausbau der Gotthardlinie ist von zentraler Bedeutung für den Alptransit auf der Achse Italien- Westdeutschland – Benelux Staaten – Skandinavien, der ein hohes wirtschaftliches Wachstumpotential zugeschrieben wird.  (Zbinden, 1999)
Kernstück ist der 57 km lange  (Fertigstellung im Oktober 2010 ) Gotthard-Basistunnel mit den Zwischenangriffen in Amsteag bei Sedrun über einen rund 800 m tiefen Schacht und über einen Schrägstollen in Faido.  Das Tunnelsystem besteht aus zwei einspurigen Röhren, die einen Durchmesser von ca. 9,4 m aufweisen. (Zbinden, 1999)
Der Gotthard-Basistunnel ist der längste Eisenbahntunnel der Welt und zugleich eine der wichtigsten Adern im europäischen Verkehr. Mit allen Quer- und Verbindungsstollen werden insgesamt 153,5 km Tunnelstrecke angelegt. Der Tunnel wird voraussichtlich Ende 2016 in Betrieb genommen werden.
Picture_1486 - Alpenexkursion2011_Fig_1
Abb. 1: Übersichtskarte des Aarmassivs, Gotthardmassivs und Gotthard-Basistunnel (Zbinden, 1999)

Picture_1487 - Alpenexkursion2011_Gotthard_tunel_Abbildung_2
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Abb. 2: Gotthard-Tunnel (aus www.alptransit.ch/de/fotogalerie/gotthard-basistunnel/sedrun/)



Literaturverzeichnis

 


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