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Tag 8-11 Schneeberg


Learning Points
  • Umgang mit Gefügekompass
  • Aufnahme einer großräumigen geologischen Struktur
  • Interpretation der Messdaten im großstrukturellen Zusammenhang der alpinen Orogenese
Tag 8
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Nach einem vorzüglichen Frühstück, das uns Wirtin Anni mit einem Lächeln auf den Lippen servierte, begannen wir frohen Mutes und mit Freude im Herzen unseren Aufstieg zur 2875 m hoch gelegenen Hütte. Zuvor  hörten wir den Vortag von Patrick Wüstefeld zu den Ötztaler Alpen. Der erste Stopp des Tages war am Flusslauf dem unser Wanderweg flussaufwärts folgte. Die Aufgabe an diesem Flusslauf, die man uns stellte, war folgende: Findet im Geröll des Flusses soviele verschiedene Steine wie möglich, tragt sie zusammen und klassifiziert sie! Verschafft euch so einen Überblick über die vorhandenen Lithologien. Nachdem diese Aufgabe mit Bravour gemeistert wurde, wurde dann die urige Lazins Alm-Hütte neben der großen Kuhweide angesteuert, wo ein brillanter Vortrag von Alexej Merkel über das Ostalpin gehalten wurde und bei Kaffee und warmer Schokolade  über die Erlebnisse der letzten Tage diskutiert wurde. Prof. Littke verließ uns hier und machte sich auf den Rückweg, weil er das GV - DGG - GSA Joint Meeting 'Fragile Earth' als Vorsitzender der GV zu leiten hatte. Passend zu unserer Gemütsstimmung zog dichter Nebel auf und machte den Rest des Aufstiegs etwas trist, was den Ausblick auf das Tal anging. Nichtsdestotrotz verlor man die umliegende Geologie nicht aus den Augen und stoppte um eine Harnischfläche mit Epidot zu betrachten. Nach einigen Stunden auf der Stettiner Hütte angekommen, waren wir klitschnass geschwitzt und erholten uns bei einem Tee mit einem guten Schuss Rum und ließen den Tag nach dieser strapaziösen Erfahrung entspannt ausklingen. Bevor wir am Abend über das reichhaltige Abendessen herfallen konnten, hörten wir noch einen Vortrag von Marc Sadler über Metamorphose in den Alpen.
 
Tag 9
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Zu Beginn des zweiten Tages machte sich Prof. Urai mit einer wackeren Runde motivierter Studenten (Flo, Robert, Simon, Lars, Yannick, Marc und Alexej) auf, die "Hohe Weiße"  zu besteigen, um einen hoffentlich malerisch Sonnenaufgang in den Bergen zu erleben. Dies erforderte von den tapferen Wandersleuten, um 5:00 Uhr morgens bei kompletter Dunkelheit aufzubrechen, um den beschwerlichen Aufstieg vor Sonnenaufgang bestreiten zu können. Als nach 1,5 Stunden der Gipfel auf der Höhe von 3278 m erreicht war, bot sich ein spektakuläres Bild auf die umliegenden Berggipfel in der Ferne, die von Sonne und Nebel in ein romantisches Licht getaucht wurden (Abb. 1). Nach wenigen Minuten musste sich die Gruppe jedoch wieder auf den Weg zur Hütte machen, um die reguläre Tagestour rechtzeitig starten zu können. Der Abstieg konnte nunmehr bei Licht in 45 Minuten bewältigt werden.

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Abb.1: Sonnenaufgang auf der Hohen Weißen.

Nach dem Frühstück begann die langwierige Kalibration der Gefügekompanten. Normalerweise sollte diese Übung für Geologen keine große Hürde darstellen, doch leider wurde zu spät festgestellt, dass die an einen Tisch gelehnte Bank, an der die Messwerte aufgenommen werden mussten, in sich verbogen war und deutlich unterschiedliche Werte von jeder Gruppe gemessen wurden. Dies verzögerte die ganze Übung ungemein und so mancher begann an seinen Fähigkeiten zu zweifeln und wollte schon den Abstieg in Angriff nehmen, um dann zurück in Aachen etwas Leichteres wie zum Beispiel Kunstgeschichte oder Philosophie studieren zu gehen. Nachdem jedoch das Problem der Holzbank mit der urai’schen Krümmung erkannt und die Deklination der Kompasse einheitlich eingestellt war, konnte die Kalibration zügig durchgeführt werden. 
Anschließend wurde am nur wenige Meter von der Hütte entfernten ersten Aufschluss ein Vortrag über Faltung von Yannick Wirtz gehalten. 
Das Wetter war relativ bescheiden, mit  hoher Luftfeuchtigkeit und Nebel - weshalb schon nach kurzer Zeit auf Wunsch einiger Teilnehmer die erste Pause mit warmem Tee im Aufenthaltsraum der nahegelegenen Hütte eingelegt werden wurde. Andere trotzten dem miesen Wetter und pausierten auf der Terrasse der Hütte unter freiem Himmel.
Im weiteren Verlauf des Tages wurden  noch einige Aufschlüsse, wie deformierte Granate und eine mit Pseudotachylit besetzte Störungsfläche betrachtet. 
Ungefähr 300 m vom Pseudotachylit entfernt geschah es dann. Beim beschwerlichen Aufstieg auf eine lokale Erhöhung, kollidierte einer der Teilnehmer mit dem Ergebnis der Urgewalt der alpidischen Orogenese, dem gemeinen Glimmerschiefer. Alex S. wurde vom Glimmerschiefer eine heftig blutende Platzwunde am Kopf verpasst. Wild vor Wut über diese Frechheit und mit blutüberströmtem Gesicht schlug Alex S. mit mächtiger Geologenhand gegen den Aufschluss, riss ein großes Stück Glimmerschiefer aus der Wand, um sich bei den Alpen zu revanchieren. Der Glimmerschiefer erkannte seinen Fehler, entschuldigte sich und verharrt seitdem in wehmütiger Regungslosigkeit. Erst dann ließ Alex sich vom glücklicherweise anwesenden Rettungssanitäter Glimmerschieferreste aus der Stirn ziehen und verbinden (Abb. 2). 

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Abb.2: Trägts mit Fassung

Obwohl die Wunde fachmännisch versorgt wurde, musste sich Alex in Begleitung zweier Kommilitonen auf den Weg zurück zur Hütte machen, aus Angst, dass Alex dem Schiefer doch noch etwas antun wolle.  
Vor Beendigung des Tages wurde noch eine große Marmorfalte im Glimmerschiefer angesteuert und anschließend zur Hütte zurückgekehrt.
 
Tag 10
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Auch der zweite Tag begann für alle mit einem mehr oder weniger reichhaltigen Frühstück um sieben Uhr morgens. Nachdem alle gesättigt waren und ihre Lunchpakete dann doch noch in gewünschtem Umfang erhalten hatten (2 Brötchen pro Person) konnten die nächsten Aufschlüsse in Angriff genommen werden. Der Tag unterschied sich vom Ablauf her kaum vom ersten, da wieder Messungen unternommen wurden um ein vernünftiges und für alle zufriedenstellendes Kartierergebnis zu erzielen. Die Route führte an diesem Tag jedoch etwas weiter nach Süden. Die ersten Stunden des Tages führten die gesamte Gruppe über die Johannesscharte (Abb. 3) zur Rückseite der "Hohen Weißen" wo eine wunderschöne Marmorfalte zu bewundern war.
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Abb.3: Durchquerung der Johannesscharte

Der Weg dorthin gestaltete sich allerdings als ein kleines Abenteuer da die Überquerung der Johannesscharte einigen Personen alles abverlangte. Trotz kleiner Unterbrechungen schafften es jedoch alle gesund und ohne größere Verletzungen auf die andere Seite, wo an einem kleinen Bach und mit dem fröhlichen Gesang der Murmeltiere im Ohr, eine Pause eingelegt wurde, um wieder zu Kräften zu kommen.
Nach dieser kleinen Pause konnte der Weg über ein Schuttfeld, größtenteils bestehend aus Marmorblöcken, fortgesetzt werden. Nachdem das Schuttfeld überquert war, wurden die ersten Messungen des Tages vorgenommen, wobei es aufgrund der ausgeprägten Gletschererosion schwierig war geeignete Messstellen zu finden. Während eine Gruppe mit Einmessen beschäftigt war, widmete sich ein anderer Teil der 3D-Skizzierung der bereits erwähnten Falte im Marmor an der Südseite der "Hohen Weißen". 
Als alle mit ihrem Zeichenergebnis zufrieden waren, brach die Gruppe gemeinsam auf um den überaus beschwerlichen Rückweg über die Johannesscharte erneut in Angriff zu nehmen. Auch bei dieser Überquerung blieben alle unverletzt, obwohl gelegentlich Gerölllawinen losgetreten wurden, welche die vorangehenden mehr oder weniger gefährdeten.
Auf dem Rückweg zur Stettiner Hütte wurde noch ein kurzer Stopp an einem Sturzblock eingelegt. An diesem Sturzblock war sehr gut zu sehen, dass im Faltenkern der B1-Falte keine Schieferung vorhanden war. Dies deutet auf eine Schieferung (B0) vor der ersten Verfaltung (B1) hin.
Zurück auf der Hütte entledigte sich der männliche Teil der Gruppe der Oberbekleidung und genoss bei den letzten Sonnenstrahlen des Tages ein großes, erfrischendes Bier. Der sehr viel kleinere weibliche Teil der Exkursionsgruppe weigerte sich zum Unmut einiger Hüttengäste und Exkursionsteilnehmer an dieser kleinen Festivität teilzunehmen, erklärte sich aber bereit die gesamte, halbnackte Männerschaft zu bewundern und zu fotografieren (Abb. 4)!

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Abb.4: Sonnenbad auf 2700 ü. NN nach erfolgreichem Abschluss der Tagestour
 
Tag 11
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Der letzte Tag des Feldkurses am Schneeberg begann mit der Ankündigung seitens des Prof's, dass heute eine spektakuläre Penis-förmige Falte zu sehen sein würde. Der erste, etwas weniger spektakuläre Aufschluss befand sich an einem See unterhalb der Stettiner Hütte. Hier wurden die von der Gruppe in den letzten Tagen erworbenen Fähigkeiten an den Messgeräten in atemberaubender Weise angewandt, um Schieferung, Faltenachsen und Störungen einzumessen.  
Beim Marsch zum nächsten Aufschluss nahm sich Prof. Urai viel Zeit und machte einen großen Umweg, um die versprochene Penis-Falte ausfindig zu machen. Nach einiger Zeit stieß er mit verdrossener Miene zur Gruppe zurück  und eröffnete uns mit Trauer in der Stimme, dass er die große Penisfalte das erste Mal seit Jahren nicht finden könne. Er entschuldigte sich zwar, dies konnte jedoch die allgemeine Enttäuschung der Studenten nicht lindern und so schleppten diese ihre gebrochenen Herzen mit gesenktem Haupt und schweren Schrittes zum nächsten Aufschluss.
Der zweite und letzte Aufschluss des Tages war die Rückseite der bereits am Vortag eingemessenen Marmorfalte. Hier sollten Messungen durchgeführt werden,  um die Schlingentektonik im Bereich der Schneeberg Normal Fault zu beweisen. Aufgrund des schlechten Wetters konnten jedoch nur wenige Messungen durchgeführt werden.

Abschlußinformationen